Rollenteilung in der Familie

Die Gesellschaft ist im Umbruch - auch die Familie. Das Verständnis der Geschlechts- und Elternrollen ist heute ein anderes als noch vor 20 Jahren. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Frauen heute über eine bessere Bildung verfügen und ihren Beruf genauso gerne ausüben möchten wie ihre Partner.

 

 

 

 

 

Der Anteil erwerbstätiger Frauen ist steigend. Selbst wenn sie eine Familie gründen, geben sie nicht mehr automatisch ihren Beruf auf. Manche von ihnen wollen zumindest teilzeitlich im Erwerbsleben bleiben. Damit wird auch die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern neu definiert. Haushalt und Kinderbetreuung müssen neu verteilt werden.

 

Das Dual-Career-Modell

Im Dual-Career-Modell geht man davon aus, dass beide Partner engagiert im Erwerbsleben stehen. Dies hat zur Folge, dass für die Betreuung der Kinder eine inner- und/oder ausserhäusliche familienergänzende Lösung gefunden werden muss. Dieses Modell mit beidseitiger Vollzeitarbeit wird besonders oft von Eltern gewählt, bei denen beide Partner hohe berufliche Ambitionen haben. Damit ist in der Regel auch die Voraussetzung gegeben, dass die für Kinderbetreuung anfallenden Kosten aus dem Lohn des Doppelerwerbs bestritten werden können. Andererseits gibt es vermehrt Eltern, die finanziell auf einen Doppelerwerb angewiesen sind, weil der Lohn eines einzigen Partners nicht ausreichen würde, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Zwar handelt es sich in diesem Fall nicht um Doppel-"Karrieren", doch auch hier müssen die Kinder in fremde Obhut gegeben werden. Es ist für diese Eltern aber ungleich schwieriger, eine familienergänzende Kinderbetreuung zu organisieren, sofern diese mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

 

Das Halbe-Halbe-Modell

Dieses Modell realisiert die egalitäre Rollenteilung auf andere Weise. Es betrachtet die Erwerbsarbeit nicht als dominantes Ziel, sondern primär als Grundlage der Existenzsicherung. Das zentrale Anliegen der Eltern in diesem Modell ist die gemeinsame Verantwortung für die Betreuung der Kinder und eine faire Aufteilung der Hausarbeiten. Das Besondere an der Kombination von Familienarbeit und Erwerbsarbeit liegt darin, dass beide Partner in etwa gleich großen Teilzeitpensen tätig sind. Dies ermöglicht es, die Kinderbetreuung in manchen Fällen ohne Fremdbetreuung wahrzunehmen.

 

Von der Idee zur Tat

Falls Sie den Schritt zu einer partnerschaftlichen Rollenteilung wagen möchten, nehmen Sie sich Zeit, allein und zusammen mit dem Partner die Fragen rund um Rollenteilung in der Familie, Stellenwert der Berufsarbeit und Kinderbetreuung genau durchzugehen und die für Sie passende massgeschneiderte Lösung zu finden. Und vergessen Sie nicht: Das Modell erfordert eine ständige Anpassung an sich wandelnde Bedürfnisse. Wiederholen Sie Ihre Standortbestimmung in ein, zwei, fünf Jahren. Nur dann ist gewährleistet, dass die familiäre Organisation auch künftig noch Ihren Bedürfnissen entspricht.

 

Quelle: Dr. Margret Bürgisser